14. Oktober 2023
Interview mit Nicola Gerdes
14. Oktober 2023
Das Wohl der PatientInnen im Mittelpunkt
Interview mit Nicola Gerdes
Nicola Gerdes ist die Inhaberin von drei Apotheken im Wetteraukreis. Seit Ihrem Studienabschluss im Jahr 2001 arbeitet sie als Apothekerin. 2005 übernahm sie die Rosen-Apotheke in Bad Nauheim. Dank positiver Resonanz vor allem in Bezug auf Kundenservice konnte sie expandieren, sodass die Marien-Apotheke in Rockenberg 2008 hinzu kam und 2019 dann auch die Apotheke am Bahnhof in Butzbach. Weil Naturheilkunde und alternative Medizin für PatientInnen eine immer größere Rolle spielen, ergänzte sie vor allem das Repertoire der Rosen-Apotheke um diese Therapierichtungen.
Mit der Rosen-Apotheke in Bad Nauheim, der Marien-Apotheke in Rockenberg und der Apotheke am Bahnhof in Butzbach haben Sie drei Apotheken im Wetteraukreis. Gibt es eine Philosophie, die die drei miteinander verbindet?
Bei unserer Arbeit steht das Wohl der PatientInnen im Mittelpunkt. Meine MitarbeiterInnen und ich versuchen immer, auch auf die außergewöhnlichsten Fragen eine Antwort zu finden. Wenn wir ein Arzneimittel nicht vor Ort haben, können wir es sehr schnell für die PatientInnen bestellen. Bei schwierigen Problemen geben wir nicht auf, wir wollen unseren PatientInnen mit Rat und Tat zur Seite stehen und nehmen uns Zeit für eine ausführliche Beratung.
„Wir tauschen unser Know-how untereinander aus. Für unsere Kunden bedeutet das, dass sie in allen drei Apotheken von unserem gebündelten Wissen und Erfahrungen profitieren können.“
Bei all den Berührungspunkten gibt es bestimmt auch Unterschiede. Jede Apotheke hat schließlich ein eigenes Angebot. Welche Besonderheiten sehen Sie dort jeweils?
Die Apotheken haben alle ihre Merkmale, die durch die MitarbeiterInnen und auch die Kundenanfragen vor Ort bedingt sind. In der Rosen-Apotheke legen wir besonderes Augenmerk auf pflanzliche Arznei. Durch meine Ausbildung zur Phyto-Apothekerin und die diesbezüglichen Weiterbildungen unserer MitarbeiterInnen sind wir auch die richtigen Ansprechpartner zum Thema Naturheilkunde.
In der Marien-Apotheke wird unser Liefer-Service besonders stark genutzt. Da bringen unsere MitarbeiterInnen nicht nur Medikamente bei den PatientInnen vorbei, sondern beraten sie auch gerne zu Hause und passen Hilfsmittel an. Zudem sind dort Individualrezepturen sehr gefragt.
Die Apotheke am Bahnhof hat ein ausgesprochen breites Spektrum an alternativer Medizin. Besonders hervorzuheben sind hier die Aromatherapie und die individuelle Antlitz-Beratung für Schüßler-Salze, die es so nicht in vielen Apotheken gibt. Außerdem sind unsere MitarbeiterInnen vor Ort gut geschult, wenn es um Ernährung sowie Kinder und Schwangere geht. Deshalb ist die Apotheke in Butzbach auch zertifizierte Mutter + Kind Apotheke.
Welchen Vorteil sehen Sie darin, dass die drei Apotheken, die auch örtlich relativ nah zueinander sind, unter einer Führung stehen?
Das Zusammenspiel der Apotheken ist besonders eng. Sie sind nicht eigenständig, sondern ein großes Team. So können wir unser Know-how auch untereinander austauschen. Für unsere PatientInnen bedeutet das, dass sie in allen drei Apotheken von unserem gebündelten Wissen und Erfahrungen profitieren können. Der Transfer ist aber auch in Bezug auf die Arzneimittel von Vorteil. Wir haben Zugriff auf einen Pool von Großhändlern und damit eine größere Auswahl an Arzneimitteln, sodass selbst bei Lieferengpässen eine schnelle Versorgung der PatientInnen erfolgt.
Zu diesen Synergien kommt natürlich der Vorteil, dass wir gemeinsam eine Plattform erstellen konnten, um Tipps und Ratschläge an unsere PatientInnen weiterzugeben. So ist Gesund mit uns entstanden.
Die Apotheke am Bahnhof ist die einzige zertifizierte Mutter + Kind Apotheke zwischen Bad Homburg und Marburg. Was bedeutet das?
Es bedeutet, dass die MitarbeiterInnen vor Ort speziell ausgebildet sind, um Gesundheitsfragen rund um das Thema Familie zu beantworten. Wir bieten Produkte, Informationen und Beratung für das Wohl von Mutter und Kind. Dabei behalten wir unsere hohen Qualitätsansprüche bei, weshalb z.B. die Marke Stadelmann bei uns erhältlich ist. Neuerdings können Sie hier auch Milchpumpen leihen. Zur Familienfreundlichkeit gehört ebenfalls, dass wir eine Rundumversorgung sicherstellen. Also vom Kinderwunsch über Schwangerschaft, Säuglings- und Stillzeit bis zum Kleinkindalter und darüber hinaus ist die Apotheke am Bahnhof die richtige Anlaufstelle.
Sie haben als Leiterin der drei Apotheken nicht nur eine Verantwortung gegenüber Ihren PatientInnen, sondern auch gegenüber Ihren MitarbeiterInnen. Was muss eine perfekte Apothekerin Ihrer Meinung nach mitbringen?
Eine perfekte Apothekerin muss sich für ihre PatientInnen Zeit nehmen, ihnen zuhören und ihre Probleme ernst nehmen. Deshalb setzen wir in unserem jungen Team auch auf Motivation und Engagement. Die perfekte Apothekerin muss ihren PatientInnen kompetent zur Seite stehen, ebenso Kleinigkeiten wie auch das große Ganze im Blick haben, um beispielsweise Wechselwirkungen von Medikamenten zu erkennen. Wir sind Experten in verschiedenen für unsere PatientInnen wichtigen Bereichen. ApothekerInnen müssen den PatientInnen und KollegInnen gegenüber freundlich sein und Teamgeist haben, was bei uns ebenfalls groß geschrieben wird.
Der Kampf gegen die Corona-Pandemie bewegt zurzeit die Welt. Wie wirkt sich das auf den Alltag in den Apotheken aus?
Die Pandemie verlangt von uns, unser tägliches Leben anzupassen. Deshalb gehen vermehrt telefonisch und online Rezeptbestellungen bei uns ein. Das bietet sich an, da so Warteschlangen und lange Aufenthalte in unserer Apotheke vermieden werden können. Auch unser Lieferangebot wird gern genutzt, damit gerade Risikogruppen das Haus gar nicht erst verlassen müssen. Dazu gehört auch, dass wir im Auftrag Rezepte bei den behandelnden Ärzten abholen, sodass möglichst wenig Kontakt für die PatientInnen nötig ist.
Vor Ort in den Apotheken ist auch ein neuer Alltag eingekehrt: Mund- und Nasenschutz sowie häufiges Desinfizieren von Händen und Gegenständen sind nun an der Tagesordnung. Die Trennung durch eine Glasscheibe und der Abstand zu PatientInnen und MitarbeiterInnen gehören zur neuen Normalität. Wir haben einen speziellen „Covid-19-Ordner“ angelegt, damit unsere MitarbeiterInnen tagesaktuell die neuesten Bestimmungen und Richtlinien kennen, die sich auf Hygienemaßahmen sowie Arzneimittel beziehen. Dass auch die Nachfrage an Gesichtsmasken sowie Desinfektionsmittel gestiegen ist, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
Auch abgesehen von der Pandemie ist die Welt stets im Wandel. Welche Veränderungen haben die Apotheken in den letzten Jahren durchgemacht?
Vieles ist komplexer geworden. Die Digitalisierung hat auch hier Einzug gehalten und so Neuerungen wie unsere Online-Rezeptbestellung erst möglich gemacht. Auch Online-Apotheken sind entstanden, die gar keine echte Geschäftsstelle haben.
Dabei ist die Rolle des Apothekers gegenüber den Menschen doch eine ganz zentrale: Er ist schließlich nicht nur Berater, sondern auch Zuhörer und Versorger.
Zusätzlich ist auch die Menge an Medikamenten stark angestiegen. Es gibt hier und da neue Trends, die aus Erkenntnissen der medizinischen Forschung, aber auch aus dem Internet stammen. Zudem wird das Thema Vorsorge immer wichtiger für die Menschen.
Eine weitere Entwicklung, die uns in den nächsten Jahren weiter beschäftigen wird, sind individuelle Arzneimitte, die genau auf die PatientInnen abgestimmt sind.
Sie haben Versandapotheken angesprochen. Viele Menschen kaufen ihre Medikamente heutzutage im Internet. Ist das eine gute Idee?
Ich sehe das sehr kritisch. Es gibt dabei ein bedeutendes Problem: Die Beratung fehlt gänzlich. Eigenes Stöbern im Medikamentensortiment kann das Fachwissen eines/r ausgebildeten ApothekerIn keinesfalls ersetzen. Von einer frühzeitigen Erkennung der Wechselwirkungen mal ganz abgesehen, kann ein/e ApothekerIn viel weitreichender und individueller beraten und dabei auch auf Erfahrungswerte zurückgreifen, die über schlichte Sternebewertungen hinausgehen.
Sie haben ebenfalls Online-Auftritte, die sich allerdings deutlich von herkömmlichen Versandapotheken unterscheiden. Wie ordnen Sie Ihr Angebot in dieses Spektrum ein?
Im Gegensatz zu reinen Online-Apotheken-Shops kann eine Informationsseite sehr sinnvoll sein. Ratschläge und Artikel können PatientInnen einen guten Überblick über ein Thema verschaffen. Sie ersetzen aber niemals die persönliche Beratung und dürfen nicht zur Selbstdiagnose verwendet werden. Deshalb haben wir „Gesund mit uns“ gegründet, das stets im Zusammenspiel mit unseren Apotheken vor Ort funktioniert.
Hinzu kommt das Online-Angebot unserer Apotheken. Dort können Rezepte digital bei uns eingereicht und Medikamente vorbestellt werden, die dann entweder geliefert oder abgeholt werden können. Das spart den PatientInnen Zeit, lässt aber trotzdem den persönlichen Kontakt zu, sodass die fachgerechte Betreuung durch unsere MitarbeiterInnen stattfindet.
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